Isabell

 

Morbus Hodgkin

Spricht man von dieser Erkrankung, handelt es sich um Lymphknotenkrebs. Es gibt mehrere Stadien.

Bei Stadium1, ist nur ein einzelnes Knotengebiet betroffen.

Im 2ten Stadium sind es 2 oder mehr auf der gleichen Zwerchfellseite. Im Stadium 3 befindet es sich auf beiden Seiten des Zwerchfells und im 4ten Stadium, dem sogenannten Endstadium, sind Organe außerhalb des Lymphsystems

betroffen. Dann hat das Hodgkin-Lymphom Metastasen gebildet und gestreut.

 

 

Ich war damals 16 Jahre jung, Schülerin und Sportlerin. Schnell merkte ich wie mir immer mehr die Luft fehlte, mein Brust- und Bauchbereich immer stach und meine Beine anfingen zu schmerzen.

Sie wurden dick und blau, verschiedene Stellen schwollen an und sahen aus wie eine

Hugellandschaft. Es kam und ging, bis Oktober 2006 als Morbus-Hodgkin mein Leben von heute auf morgen veränderte, Für einen kurzen Moment, als der Arzt mir diese Diagnose gab, nahm ich es einfach so hin. Doch als ich das Behandlungszimmer verließ, wurde mein Gesicht bleich, mein Leben spielte sich wie ein Film vor meinen Augen ab und ich brach in Tränen aus. Jetzt hieß es Op´s, Chemotherapie, Tabletten und Bestrahlung.

 

Es war nicht leicht als junges Mädchen seinen Körper so verändert wahrzunehmen. Die Haare fielen aus, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Müdigkeit und unwohlsein wurden zum Alltag. Hilflosigkeit und Stimmungsschwankungen, wie geht man damit um, nicht nur als Patient, auch als Angehöriger?!

Dank meiner Eltern, Geschwister, guten Familienfreunden und dem Willen Leben zu wollen, habe ich diesen Kampf gewonnen. Die KRAFT um durchzuhalten, den MUT es zu versuchen, die HOFFNUNG es zu schaffen, den WILLEN zu überleben und den GLAUBEN das alles gut wird,

sind die wichtigsten Punkte in dieser schweren Zeit. Aber auch Humor, den Lachen ist gesund und hilft von innen.

 

,, Du darfst glücklich sein, sprach das Leben, aber zuerst machen wir dich stark“

 

Doch leider hatte das Schicksal nicht so gute Karten für mich und ich bekam in meiner

Revisionszeit ein Rezidiv. Im April 2009 bekam ich von meinem Onkologen diese Diagnose zum 2ten mal. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade frischgebackene Mama von eine 5 Wochen jungen Tochter.

Meine Angst war somit umso größer, es diesmal nicht zu schaffen und mein kleines

Mädchen nicht aufwachsen sehen zu können. Dabei war ich froh, dass ich die 25 % Chance um Schwanger zu werden bekam und dieses Glück genießen durfte.

 

Doch was nun?

Wie geht’s es weiter?

Was kommt diesmal auf mich zu?

Was passiert mit meiner Tochter?

 

All diese Fragen schossen durch meinen Kopf. Das ganze noch einmal durchzustehen und zu kämpfen war keine Überlegung wert, denn es war meine Pflicht und Aufgabe um als Mama da zu sein. Dank meiner tollen Familie brauchte ich mir aber keine Sorgen darüber machen.

 

Meine Mama übernahm das Babyjahr und ich konnte mich auf mich konzentrieren. Wieder

begannen die Chemos, Tabletteneinnahme, Haarausfall, Übelkeit usw...

Aber ich behielt meine Kraft und mein Durchhaltevermögen. Die Musik, eine meiner seelischen Therapien, half mir durch diese Zeit, denn singen wurde meine Leidenschaft.

Doch das Blatt wendete sich für mich nicht zum Guten. Eine Woche nach meiner Entlassung, rief der Doktor ganz aufgelöst bei uns an, wir sollten bitte sofort in die Klinik kommen. Gesagt, getan.

Dort angekommen traf mich das Leben gleich wieder von der anderen Seite. Mein Krebs ging nicht weg, die Chemo schlug nicht an, ich bräuchte eine andere Therapie. Jetzt hieß es

Hochdosischemotherapie und Stammzellentransplantation auf einer Isolierstation im Glaskasten.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht die Bedeutung des Ganzen, aber am nächsten Tag wurde es schon Realität.

Es blieb nur wieder eine Frage, was wird aus meiner Tochter?!

Ich durfte Sie nicht in dem Arm halten, nur durch die Scheibe sehen, war die Antwort!

Mein Herz zerbrach und weinte vor Angst!

Nun ging es los, 7 Tage nach einem normalen stationären Aufenthalt, an dem ich jeden Tag zu einer Blutwäsche musste um Stammzellen zu filtern um sie ein zu frieren, wurde es Ernst.

Der Schritt über die Türschwelle, hin zur Isolierstation und dann in den Glaskasten rein. Mein

Körper wurde auf Null gesetzt, keine Abwehrstoffe, kein Immunsystem, nichts mehr.

6 Meter Strippen an mir angestöpselt, ein Fenster mit einem Baum davor und gefilterte Luft. 2 kleinere Öffnungen mit Türen am großen Fensterglas, wo eine zur Reingabe von desinfizierten Sachen, Essen und Trinken diente und die andere zur Ausgabe von allem.

 

Nach Essen und Trinken war mir gar nicht. Ich bekam durch die 6 Meter Strippen, Nahrung,

Wasser, Chemotherapie, Schmerzmittel, uvm...

Erbrechen, Hilflosigkeit, Bewegungseinschränkungen, das war dann mein Alltag. Schwestern

mussten mich waschen, eincremen, auf Toilette begleiten, mir Trinken und ab und zu Essen reichen.

Nichts ging mehr, so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Meine Angst zur Sterben war weg. Ich

konnte und wollte nicht mehr, Aufgeben war meine Option. Die ganzen Medikamente machten mich kaputt, kraftlos und depressiv.

Tag für Tag machte es sich bemerkbar. Mein einziger Hoffnungsschimmer durchzuhalten, meine Tochter. Ich bekam in Momenten wo ich es am meisten brauchte, Bilder und Videos von Ihr. Ich machte weiter, Tag für Tag, nur noch für Sie.

 

Nach guten 4 Monaten hatte ich es dann doch geschafft. Mein Körper nahm meine eigenen Stammzellen an und regenerierte sich wieder. Ich durfte raus und durfte endlich meine Tochter wieder in die Arme schließen.

Nach 6 Monaten dann die Entlassung nach Hause. Ich musste Laufen, Schreiben, Essen,

alles wieder neu lernen, aber Hey ich war Mama und wollte das auch sein.

 

„Wenn du heute AUFGIBST, wirst du nie wissen, ob du es morgen GESCHAFFT hättest“

 

Nur leider sollte dies nicht alles sein, was das Leben von mir abverlangen wollte.

2014 bekam ich die Diagnose Liposarkom. Zum Arzt bin ich, aufgrund einer Beule an meinem

rechten Unterschenkel. Es stellte sich heraus, dass dies ein Tumor war. Ob gut oder böse konnte nicht gesagt werden und ich sollte noch mal eine Untersuchung machen. Er war bösartig und musste unbedingt raus. Das derzeitige Problem, ich war Schwanger.

 

Dieser Tumor durfte aber nicht größer als 5cm sein, sonst müsse man mir ab dem knie das Bein amputieren. Die Gefahr war, das er ab 5cm streuen könnte und er sich als erstes in die Lunge legt, dies würde tödlich enden.

Es wurde eine Narkose gefunden, die meinen Kindern nicht schaden konnte, also ließ ich mich drauf ein, zu meinem Glück im Unglück. Ich kam mit einem blauen Auge davon. Der Tumor war 4,8cm groß und konnte entfernt werden.

Nun hieß es Rollstuhlfahren und Laufen üben.

 

6 Wochen später brachte ich meine Zwillinge zur Welt, obwohl die Ärzte sagten ich könne nie mehr Schwanger werden.

Doch ich bewies Ihnen das Gegenteil.

 

„Mit Glaube wird alles möglich, mit Hoffnung wird alles gut“