Christoph 

 

Muskeldystrophie

 

 Wenn mich jemand fragt, wer ich denn sei, fällt mir so manches ein. Als erstes, natürlich, Mann. Dann: Musiker, Komponist, Songwriter. Außerdem: Filmfreak und Architekturfan. Grübler und Griesgram. Gutmensch und Misanthrop – gleichermaßen. Überhaupt in vielen Dingen ein wenig widersprüchlich. Und doch ganz und gar im Reinen mit mir selbst.

 

Ach ja, eine Sache ist da noch: Ich sitze im Rollstuhl. Wegen einer progressiven Muskeldystrophie, zu Deutsch: fortschreitendem Muskelschwund. So zumindest die offizielle Diagnose. Doch habe ich Glück im Unglück: Es schreitet nicht fort. Ich bin stabil – und habe es so immerhin schon auf 46 Jahre gebracht. Genug Zeit, um sich an die Einschränkungen einigermaßen zu gewöhnen. Ganz ehrlich, die Behinderung ist für mich kein Thema mehr.

 

Oder besser: Sie wäre kein Thema mehr, wenn mich die anderen nicht ständig daran erinnerten. Dass die Leute gucken ist OK – wenn es nicht in Glotzen ausartet. Auch dass sie wissen wollen, warum ich im Rollstuhl sitze, kann ich verstehen. Aber dass man an so vielen Stellen der Gesellschaft immer noch außen vor ist, ja, dass viele Menschen es vor lauter Verunsicherung nicht einmal schaffen, einen normalen Dialog mit mir zu führen, das ist das eigentliche Übel. Manche reagieren geradezu panisch, wenn ich sie nur anspreche. Und Bums, da ist sie wieder: die Erkenntnis, anders zu sein. Behindert zu sein. Das ist es, woran ich mich nicht gewöhnen kann.

 

Umso größer mein Bedürfnis, den Menschen zu zeigen, was ich so alles drauf habe. Wahrscheinlich versuche ich deshalb auch nach drei Jahrzehnten immer noch, einen Pop-Hit zu landen. Die Leute sähen dann nicht mehr nur einen Rollstuhlfahrer, sondern einen Musiker, der im Rollstuhl sitzt. Das wäre eindeutig eine Steigerung. Ich arbeite daran...

 

Ganz ehrlich, die Behinderung ist für mich kein Thema mehr.