Anke

 

Morbus Hodgkin und Brustkrebs

 

Mit 19 Jahren erkrankte ich an Morbus Hodgkin. Morbus Hodgkin auch Hodgkin-Lymphom, ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems.

Da sich im gesamten Körper Lymphgewebe befindet, kann Morbus Hodgkin überall im Körper entstehen.

 

Die Lymphknoten sind beim Hodgkin-Lymphom am häufigsten betroffen, aber auch andere Organe wie Lunge, Leber, Knochenmark und Milz können – vor allem in fortgeschrittenen Krankheitsstadien – befallen sein. Ohne Behandlung verläuft die Krankheit praktisch immer tödlich. Durch die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmaßnahmen können allerdings die meisten Patienten geheilt werden. Morbus Hodgkin ist eine eher seltene Erkrankung.

Es gibt vier Stadien und ich war im vierten.

Mir wurden die Milz und einige Lymphknoten entnommen. Damit kam ich ins dritte Stadium. Durch eine Chemo wurde ein Lymphknoten direkt an der Lunge weg therapiert. Danach kam noch Bestrahlung von Bauch und Brust.

 

Mit 41 Jahren wurde bei mir Brustkrebs festgestellt, den ich mir wahrscheinlich durch eine Hormonbehandlung wegen Kinderwunsch ran gezüchtet habe. 

 

Diagnose: pT1cmpNa1 M0 L1 R0 V0 G2

 

Bedeutet: Tumor 1cm bis 2cm in größerer Ausdehnung, mehrere Herde (ich hatte 5 Tumore), nur Mirkometastasen keine größer als 0,2 cm. Keine Fernmetastasen, Lymphgefäßinvasion (Tumorzellen wurden in Lymphknoten nachgewiesen). Keine Tumorzellen im Blut. Mässig differenziert.

 

Dieses bedeutet für mich zum zweiten Mal Chemotherapie und Bestrahlung.

 

…...Wenn Dich dein Leben nervt, streu Glitzer drüber.....

Ich habe während meiner Therapien von Tag zu Tag gelebt. War er gut, habe ich ihn genossen und viel unternommen, war er schlecht, habe ich ihn abgehakt. Am Morgen vor jeder Chemo habe ich mich geschminkt, laute Musik gehört und getanzt. Ab der dritten Chemo gewusst, an welchen Tagen es mir gut geht und an welchen nicht. So habe ich meine Tage dann eingeplant.

 

Es war eine sehr intensive Zeit mit meiner kleinen Familie. Es gibt wunderschöne Momente an die  ich mich erinnere: wie meine Tochter Annalena und ich vorm Spiegel standen und sie mir ihre langen blonden Haare über meine Glatze gelegt hat. Wir haben sehr viel zusammen gelacht. Der traurigste Moment war für mich: als ich dachte ich wäre allein zu Hause, auf dem Fußboden lag und meinen Kopf vor Schmerzen auf den Boden geklopft habe, kam meine 13 jährige Tochter in das Zimmer, setzte sich neben mich und hat mich einfach nur gehalten. Allein der Gedanke daran lässt mir die Tränen in die Augen steigen.

 

Ich hatte wunderschöne Begegnungen während dieser schweren Zeit, tolle Gespräche und wundervolle Menschen sind in mein Leben getreten. Die Frage: Warum ich ? Hatte ich mir auch gestellt  1. Warum nicht ich und 2. hat eine Freundin mal gesagt: weil du es aushalten kannst. Damit habe ich mich bei beiden Krebserkrankungen getröstet. Bei der ersten habe ich immer gesagt: Gott sei dank hat es nicht mein kleiner Bruder und beim zweiten mal, war ich froh das es nicht meine Tochter hatte.

 

Michael hat mich gefragt: was sich während meiner Erkrankung verändert hat. Darüber habe ich lange nachgedacht. Nach meinem ersten Krebs habe ich immer ein wenig schneller gelebt. Wollte oft alles auf einmal. Mann, heiraten,  Kind. Jetzt habe ich viel über mich gelernt: ich kann und darf Hilfe annehmen, auch wenn ich denke ich bin „Superwomen“ und kann alles alleine. Ich bin super wie ich bin. Von Menschen die nicht gut für mich sind,  ziehe ich mich zurück.

 

Natürlich kommt ab und zu die Angst vor einer erneuten Erkrankung immer mal wieder hoch, aber wenn es tatsächlich eintrifft, dann wird erneut gekämpft.

 

Meine Mama hat mir ein Schlüsselanhänger mit: „Glückspilz“ geschenkt.

 

Ja, ich bin ein Glückpilz.

Ich freue mich über jedes paar Schuhe, das ich meinem Kind kaufen kann, über jeden Tanz den ich mit Freunden und Familie tanzen kann. Ich bin dankbar für jeden Streit, den ich mit meinem Kind habe, denn auch das ist das Leben. Ich bin glücklich, wenn ich mein schlafendes Kind sehe oder wenn sie mir aus ihrem Leben erzählt, wenn ich mit Freundinnen lache oder ich im Garten in der Sonne liegen kann.

 

Ich bekomme Bauchkribbeln wenn ich meine Tochter in ihrem Zimmer lachen höre.

 

Ich bin dankbar für meine Familie, enge Freunde und Freunde die mir so sehr geholfen haben. Ich  habe ein kleines Buch in dem steht was ich noch alles erleben möchte und solange da noch was steht, geht es weiter. In diesem Sinne:

 

Krebs ist ein Arschloch !!!!