Angelika

 

PMDS 

Die prämenstruelle dysphorische Störung, kurz PMDS, tritt in der zweiten Zyklushälfte etwa im Zeitraum der letzten vier bis vierzehn Tage vor dem Eintreten der Menstruation auf. Betroffen sind bis zu 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter. 

 

Bei bis zu 7 Prozent sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass sie sich als Belastung im Alltag auswirken. Kennzeichnend für die PMDS ist die depressive Stimmungslage und Ängste.

Auch ungewohnt aggressives oder impulsives Handeln kann auftreten, sowie Konzentrationsstörungen und ein vermindertes Interesse an üblichen Aktivitäten. 

 

Ich bin Angelika, eine vielseitig interessierte, naturverbundene Frau

Nach einigen Startschwierigkeiten hatte ich mir ein Leben aufgebaut mit dem ich zufrieden war, in dem ich mich wohl fühlte, mit einer kleinen Wohnung in einer ruhigen, grünen Gegend, meinem Beruf und Arbeit als Erzieherin in einer Kita, die mir Freude machte, Freunden, Hobbys. Ich lese gern, interessiere mich für Sprachen und fotografiere  Schmetterlinge, Vögel, andere Tiere und Pflanzen. 

 

Mit Startschwierigkeiten meine ich, dass ich mich schon in meiner Jugend mit zwei gesundheitlichen Problemen auseinandersetzen musste, die ich hier kurz erwähnen möchte, da sie zu meiner Geschichte mit dazu gehören. Es handelt sich dabei um eine Schuppenflechte (Psoriasis), mit der ich mal mehr mal weniger zu kämpfen habe und depressive Episoden, die ich aber mit Hilfe von 2 Aufenthalten in einer Klinik, die nach dem Bad Herrenalber Modell arbeitet, und ambulanter Psychotherapie (TP) gut in den Griff bekommen hatte.

 

Mit 35, zum Jahreswechsel 2009/10 wurde ich dann plötzlich sehr krank. Ich war nun furchtbar depressiv, aber ohne ein auslösendes Ereignis wie ich es von meinen früheren depressiven Episoden kannte. Außerdem kamen weitere Symptome hinzu, die ich so auch nicht kannte: ich war extrem reizbar, bis hin zu verbaler Aggressivität, bekam meine Gefühlsausbrüche nicht kontrolliert und von morgens an war ich kraftlos, erschöpft, müde und konnte mich nur kurze Zeit konzentrieren. 

 

Zuerst hielt ich es halt für eine depressive Episode, aber dann fielen mir immer mehr, die schon erwähnten, Unterschiede zu den depressiven Episoden auf. Ich fühlte mich auch ganz anders als während der depressiven Episoden. Besonders markant war auch, dass jeweils nach ca. zwei Wochen der ganze Spuk ein Ende hatte und ich mich vierzehn Tage wieder ausgeglichener und normal fühlte.

 

Dann aber kamen wieder zwei Wochen, in denen mich die Symptome nieder drückten und ich nicht wusste wie ich den ganz normalen Alltag bewältigen sollte. Und in diesem Rhythmus ging es immer weiter. Nach 3 Monaten fiel mir auf, dass eine Verbindung zwischen dem Rhythmus und dem Monatszyklus besteht. Einmal mehr wurde mir klar, das es sich wohl nicht um eine klassische Depression handelt. Doch worum es sich handelt konnte mir niemand sagen. 

 

Da die Krankheit 2010/11 in den internationalen Krankheitsstatistiken (ICD-Liste, DSM-Manual) noch nicht aufgenommen war (2022 kommt sie in die ICD-Liste), konnten die Ärzte meine Symptome nicht einordnen. 

 

In diesen zwei Jahren kam es zu 3 Krankenhausaufenthalten und einer Verhaltenstherapie, die mich aber ohne Diagnose nicht wirklich weiter brachten. Während dieser Zeit war es sehr schwer für mich Kontakte und Freundschaften aufrecht zu erhalten. Alltägliche Verrichtungen wie ein Einkauf oder Haare waschen erschienen mir als unüberwindbare Hürde. Es war mir nicht möglich kontinuierlich arbeiten zu gehen. Ich hatte große Ängste wie ich meinen Lebensunterhalt finanzieren sollte, mit Beantragungen von Unterstützungen, Wahrnehmen von Terminen u. ä. war ich ja auch vollkommen überfordert. Irgendwie hab ich mich und meine kleine Wohnung über Wasser gehalten. 

 

Aber so schlecht es mir in diesen 2 Jahren ging, ich gab die Hoffnung nicht auf. Irgendwann in dieser schweren Zeit habe ich mir selbst versprochen, dass ich raus finden werde, was ich für eine Erkrankung habe. Das ich in dem Tempo, wie es meine wenige Kraft zulässt von einem Arzt zum nächsten wandern werde, so lange bis mir jemand sagen kann, was mit mir los ist. 

 

Glücklicherweise hatte ich früher, in der Klinik nach dem Bad Herrenalber Modell, einiges an Lebensweisheiten mit auf den Weg bekommen, was mir jetzt half durchzuhalten. Dort gab es einen großen Spiegel, auf dem stand: „Hier siehst Du den Menschen, der für dein Leben verantwortlich ist.“ Nun mit dieser neuen, unbekannten Erkrankung, die mir niemand erklären konnte, war ich darauf zurückgeworfen, diese Verantwortung wahrzunehmen und mich auf die Suche nach Antworten zu machen. 

 

Und ich habe sie gefunden. 

Nach zwei Jahren fand ich eine Gynäkologin, die mir eine Diagnose mitteilte, die zu den Symptomen, die ich erlebte, passte: PMDS – Prämenstruelle Dysphorische Störung.

 

Sie konnte mir auch ein pflanzliches Medikament empfehlen, das bei einigen Frauen dazu führt, dass der größte Teil der Symptome zurückgeht. 

Im Feministisches Frauengesundheitszentrum Berlin, sowie in Literatur und Internet konnte ich mich nun endlich über die Krankheit informieren und lernte verstehen was mit mir passiert war.  

PMDS hängt mit den Hormonschwankungen ab Mitte 30 bei Frauen zusammen. Bei manchen Frauen führen diese Schwankungen meist in Kombination mit großem Stress zu PMDS, da Hormone am Gehirnstoffwechsel beteiligt sind.

 

Blick auf das Leben

Bei mir sind seit der Behandlung mit dem Medikament die Symptome soweit zurückgegangen, dass ich mich nur noch mit einer menstruell assoziierte Migräne an bis zu 6 Tagen im Monat und einer verminderten Stressbelastbarkeit herumschlagen muss. 

 

So kann ich die täglichen Herausforderungen des Lebens wieder meistern, habe wieder Kraft für soziale Kontakte und Hobbys und viel Freude daran. Ich konnte wieder gut in meinen Beruf zurückkehren und arbeite derzeit auf einer 65% Stelle.

 

Ich fühle mich, als ob ich ein zweites Leben geschenkt bekommen habe,

und bin dafür sehr dankbar.